Frühlingsknotenblume
Frühlingszauber im blühenden Auwald
Ein Pflanzenporträt von Eitel-Friedrich Scholz
Die Frühlingsknotenblume, Märzenbecher, Großes Schneeglöckchen, ital. Campanelle comuni (Leucojum verni) ist eine Frühlingsblume, die an vielen Standorten schon ausgerottet oder zahlenmäßig schon sehr vermindert ist. In unseren Auwäldern an der Gail ist dieses naturgeschützte, wunderschöne Narzissengewächs (Amaryllidaceae) noch in größeren Beständen anzutreffen. Die Pflanze ist ausdauernd, aus ihrer Zwiebel wachsen 3-5 glänzende, gelbliche bis dunkelgrüne, riemenartige Blätter hervor. Die rahmweißen, intensiv duftenden, einzeln oder seltener zu zweit stehenden Blüten nicken, sie haben die Form einer Glocke. Alle sechs Kronenblätter sind gleich lang. Ihre Spitzen schmücken gelbe oder grünliche, tropfenartige Gebilde. Am Ende des Blütenstengels befinden sich zwei Hochblätter, welche zuvor die noch kleine, aufrecht stehende Blütenknospe einhüllten. Die Fruchtkapsel des Märzenbechers liegt wie die des Schneeglöckchens (Galanthus nivalis) schon vor der Reife auf dem feuchten Erdboden, weil sie schwer und der verwelkende Blütenstengel schlaff geworden ist. Die zahlreichen reifen Samen, die ein nahrhaftes Gewebeanhängsel haben, werden von den Ameisen verbreitet. Die giftigen Zwiebeln und Blätter der Frühlings-Knotenblume enthalten als Hauptwirkstoffe die herzwirksamen Alkaloide Lycorin (Narcissin, Galanthidin), Galanthamin, Homolycorin und Tazettin. Als Vergiftungserscheinungen können Übelkeit, Erbrechen, Leibschmerzen, Durchfall und Herzrhythmusstörungen auftreten. Vor allem Kinder sollten die Zwiebeln und Blätter der Pflanze nicht in den Mund nehmen. Der beliebte Märzenbecher wird ähnlich wie das Schneeglöckchen gern in Gärten kultiviert.
Literatur: Aichele, Schwegler, Blumen der Alpen, 1977; Bach, Kärntner Naturschutz-Handbuch, 1978; Beuchert, Symbolik- der Pflanzen, 1995; Engel, Die Giftküche der Natur, 1972; Fischer, Heilkräuter und Arzneipflanzen, 1947; Hartl, Turnowski, in: Die Natur Kärntens, 1976; Hartl et. al. Verbreitungsatlas der Farn- und Blütenpflanzen Kärntens, 1992; Koch, Taschenbuch der heimischen Frühjahrsblumen, 1953; Mucina et al., Die Pflanzengesellschaften Österreichs, 1993; Köhlers Atlas der Medizinalpflanzen, 1887; Losch, Kräuterbuch, 1903; Pahlow, Das große Buch der Heilpflanzen, 1993; Passarge, Scholz, Pflanzensoziologische Untersuchungen und Bestandsaufnahmen der Vegetation in den Weichholz-Auen von St. Daniel bis Kirchbach, 1996, unveröff.; Pieper, Volksbotanik, 1897; Pritzel, Jessen, Die deutschen Volksnamen der Pflanzen, 1882; Roth, Daunderer, Kormann, Pflanzengifte - Giftpflanzen, 1994
Verfasser: Eitel-Friedrich Scholz, St. Daniel 18 9635 Dellach
Foto: Sepp Lederer .jpg)
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